Rezensionen

Rechtswalzer
 

Unsere Magazin Redaktion


Rechtswalzer

Österreich 2024, türkis-blau ist Vergangenheit, LIMES verpasst dem Land ein orbanitäres Antlitz. Bobo Malte Dinger stolpert über eine Fahrscheinkontrolle in 25 Jahre Häfn, Kommissar Groschen über eine innerlich verbrühte Leiche in korrupte Machenschaften. Georgische Kriminelle, hysterische Buschenschaftlerinnen, Neonazis und Anarchisten treffen sich schließlich zum Finale infernale am Opernball. Stilsicher, sprachgewandt, wort- und lautverdrehend setzt Anzfrobel eine neue Muftdarke in die kottaneske Limikrandschaft.

PFIFF


Unglückliche Verwicklungen mit katastrophalen Folgen


Malte Dinger führt erfoglreich einen Getränkehandel und ein kleines Lokal, führt eine glüchliche Ehe, liebt seinen kleinen Sohn. Plötzlich gerät seine Welt aus den Fugen, als er als Schwarzfahrer verhaftet wird. Unglücklicherweise verletzt er einen Beamten leicht.
Wäre alles nicht so schlimm. Aber die Umstände scheinen sich gegen Malte verschworen zu haben. Als sein Zellennachbar tot aufgefunden wird, lastet man ihm noch einen Mord an.
Parallel dazu ermittelt Kommissar Groschen nach einem Mord an einem Balkan- Casanova, der der Geliebte einer schwerreichen Witwe war.
Das Ganze spielt 2024 in Wien. Die LIMES Partei regiert die Bevölkerung. Es herrschen Nazi-Zustände.
Der im Feber 2025 stattfindende Opernball wird ein Schauplatz für Verbrechen und Terror.
Franzobel stellt uns ein Szenario vor, wie sich unser Rechtssystem in 5 Jahren entwickeln könnte, mit bekannten Persönlichkeiten aus der Politik, Wirtschaft und der Reichen und Schönen, natürlich in seiner bekannten untergriffigen und derben Sprache.

Alexander Kornell


Alles Rechtswalzer!

Im Jahr 2024 weht ein rauer politischer Wind in Österreich.
Türkis-Blau ist abgewählt, es regiert die LIMES Bewegung mit Slogans wie „Wir für euch“ oder „Der wahre Sozialismus“. In diesem immer bedrohlicher werdenden Klima gerät der Getränkehändler Malte Dinger wegen einer Lappalie in die Mühlen der Justiz und muss sich die Gefängniszelle mit dem Lobbyisten Ybbs-Persenbeug teilen. Parallel dazu ermittelt Kommissar Groschen in einem Mordfall, in den auch die steinreiche Sippe der Hauensteins verwickelt zu sein scheint und alles steuert auf ein furioses Finale auf dem Opernball zu.

Das Zukunftsszenario, das Franzobel hier entwirft, ist zwar beklemmend, - weil teils gar nicht mehr so unrealistisch - die Lektüre bereitet aber dennoch großes Vergnügen. Meisterhaft blickt der Satiriker und Wortakrobat in die österreichische Seele und verteilt genüsslich Seitenhiebe auf reale Persönlichkeiten, die zwar nicht namentlich genannt werden, aber doch eindeutig zuzuordnen sind.

Sehr empfohlen!

Barbara Kumpitsch


Rechtswalzer

Zu Beginn dieses Krimis steht ein Zitat aus Houellebecqs „Unterwerfung“. Wer diesen Roman kennt, weiß, um welches Thema es hier geht. Der Rechtsstaat ist vorbei und das spürt Malte Dinger am eigenen Leib. Eigentlich hatte er nur die Monatskarte für die U-Bahn nicht dabei und dann sitzt er im Gefängnis – Ausgang ungewiss. Auch der Kriminalkommissar Groschen konstatiert den rechten Wind der neuen Partei LIMES. Die schwarz-blaue Regierung wurde aufgelöst und jetzt heißt es für alle „warm anziehen“. Ich schätze Franzobels Humor und sein Gespür für brandaktuelle Themen, die er in einen spannenden Krimi verpackt!